Eine Woche lang hatten Frau Gerlach, Frau Walter und 13 interessierte Schüler der Klassen neun bis zwölf die Gelegenheit, die dänische Insel Bornholm, auf der Martin Andersen Nexö aufgewachsen ist, kennenzulernen. Unter dem Titel „Dort, wo man die Lehrer duzt“ berichten sie von ihren Eindrücken.
„Die Kommune hat kein Geld“, sagt Frau Jörgensen, Deutschlehrerin an Bornholms Gymnasium in der Inselhauptstadt Rönne. Else, wie sie von allen Schülern genannt wird, führt uns durch das Schulgebäude. Die Tür zum geräumigen Lehrerzimmer ist in der Regel weit offen. Um sich auf den Unterricht vorzubereiten, steht den Lehrern eine gut sortierte Bibliothek mit Computerarbeitsplätzen zur Verfügung.
An den Wänden hängen die Klassenfotos der vergangenen hundert Jahre. Von ihnen blicken die Schüler auf die jetzige Generation. Die Schule selbst gibt es an dieser Stelle schon seit über 500 Jahren. Die Lernatmosphäre jedoch ist hoch modern: Im Chemie-Kurs lernt man zu siebent, und die Erfassung von Meßdaten mit Computern ist im Physikunterricht selbstverständlich. Weil es in der Schule nur zwei Turnhallen von mittlerer Größe gibt, hat sie einen vollständigen Kraftraum finanziert bekommen. Neben einer großen Aula mit 350 Plätzen und drei Computerkabinetten hat das praktisch angelegte Gebäude ein geräumiges Foyer als Pausentreffpunkt.
In den drei Gymnasialklassen, die auf eine zehnjährige Grundschulausbildung folgen können, werden 600 Schüler von 80 Lehrern unterrichtet – zum Vergleich: an der MANOS sind es 750 Schüler und 60 Lehrer. Bezeichnend für den offenen und unkomplizierten Umgang ist, daß sämtliche Adressen von Schülern und Lehrern frei zugänglich sind.
Eine Woche lang hatten wir, Frau Gerlach, Frau Walter und 13 Interessierte der Klassen neun bis zwölf, die Gelegenheit, diese Schule und die dänische Insel, auf der Martin Andersen Nexö aufgewachsen ist, kennenzulernen.
Bestens untergebracht waren wir in Elternhäusern dänischer Schüler, verteilt über die ganze Insel. Nachdem wir den ersten Tag im Gymnasium verbracht hatten, galt unser Besuch dem Andersen-Nexö-Haus in Nexö. Neben vielen persönlichen Gegenständen beherbergt das kleine, freundliche Museum viele Photographien und einige Gemälde, die den Schriftsteller darstellen. Die gutgefüllten Gästebücher bezeugen, daß es bei deutschen und dänischen Urlaubern beliebt ist.
Besonders beeindruckend waren für uns auch Architektur und Ausstellung des modernen Kunstmuseums. Neben Gemälden der „Bornholmer Schule“, eine Kunstrichtung, die vom besonderen Licht auf der Insel inspiriert wurde, spiegelt sich die abwechslungsreiche Natur wider. An der Nordspitze Bornholms wanderten wir vorbei an scharfgezackten Felsen zur Festungsruine Hammershus. An der Südspitze hingegen, wo überall feiner Sandstrand zu finden ist, nahmen wir ein erfrischendes Bad in der Ostsee.
Gerade durch den Aufenthalt bei den Familien konnten wir Land und Leute auf persönliche Weise kennenlernen. Wir hoffen, daß Kontakte zu Bornholms Gymnasium aufrechterhalten und in Zukunft für weitere Schüleraustausche genutzt werden. Begeistert kehrten wir alle von dieser Reise zurück und wünschen jedem, daß er die Gelegenheit bekommt, die Schönheit Bornholms zu besichtigen.