An der Endrunde der IJSO in Qatar teilzunehmen war ein Traum für uns, Nico Enghardt und Richard Kirsch. In diesem Airbus A380 zu sitzen, der uns von Frankfurt nach Doha flog, war schon ein Erlebnis. Aber dann, als wir Mitternacht vor den Wolkenkratzern von Doha standen, deren Größe und Glanz überwältigend war, wurde uns klar, dass ein Traum für uns in Erfüllung gegangen war.
Anfang Dezember wurde die Internationale Junior Science Olympiade in Doha, der Hauptstadt von Qatar ausgetragen. Neben 3 naturwissenschaftlichen Klausuren stand bei dieser Olympiade vor allem das Zusammentreffen von Nationen und das Freundschaften schließen im Vordergrund. Die Qataris hatten sich als Ziel gesetzt, die bisher größte IJSO auszutragen. Dadurch hatten wir die Möglichkeit etwa 400 Schüler aus 70 Nationen kennenzulernen, jeder mit seiner ganz eigenen Kultur, aber auch jeder mit dem Willen andere Kulturen kennenzulernen. Die ganze Zeit über war der Olympische Spirit zu spüren, besonders als wir spontan mit den anderen Teams Aktivitäten veranstalteten. Besonders erwähnen möchte ich das Sealine Beach Resort, wo wir immer höhere Türme aus den allgegenwärtigen IJSO-Wasserflaschen bauten, ganz im Stil der modernen Innenstadt von Doha. Am Ende der 10 Tage haben unsere Instagramnamen weitergegeben, Telefonnummern ausgetauscht und einen Discord-Server erstellt, um auch nach dem Event miteinander in Kontakt bleiben zu können. Diese Stimmung zwischen den Teams ist nicht zuletzt den Qataris selbst zu verdanken, die auf grandiose Art verschiedenste Nationen befreundet haben.
Qatar ist ein bemerkenswert progressiver Staat, die Qataris haben große Visionen und sind schon heute ihrer Zeit um einige Jahre voraus. Das konnten wir jeden Tag aus unserem Fenster sehen. Bemerkenswert ist, dass Qatar keine reine Demokratie ist, sondern als Staatsoberhaupt einen Emir hat, der mit Beratern dieses Land regiert. (Der Emir muss natürlich auf jeder Veranstaltung extra erwähnt werden). Wie dort zu sehen war, werden die Visionen vom ganzen Volk mitgetragen.
Qatar bezieht seinen Reichtum im wesentlichen Teil aus Erdgas. Unternehmen wie Qatargas sind Staatseigentum und der Grund, dass Arztbesuche in Qatar kostenfrei sind, und kein Bürger Steuern zahlen muss. Des weiteren hat Qatar das höchste Durchschnittseinkommen weltweit und kann sich riesige Projekte wie die WM 2022 leisten kann. Die Kritik aufgrund der Arbeitsbedingungen in den Stadien, war vor ein paar Jahren berechtigt, ist aber heute dank zahlreicher vergangener und kommender Arbeitsrecht-Reformen hinfällig. Was vielen Deutschen nicht gefällt, den Spielern aber gefallen wird, ist die Tatsache, dass die WM 2022 im November und Dezember stattfindet. Zu dieser Zeit herrschen in Qatar wunderbare Temperaturen, wie wir selber erfahren durften. Bei traumhaften 25 °C fühlten wir uns mit und ohne Jacke wohl. In der Regel war es drinnen immer kälter. (Denn wenn man es sich in Qatar leisten kann den Speiseraum,den Klausurraum, oder den Bus auf 18 °C runterkühlen, dann tut man es auch.)
Unbekannt ist sicherlich auch die Tatsache, dass nur etwa ein Viertel der Bevölkerung die Staatsbürgerschaft Qatars besitzen, der Rest sind Gastarbeiter. Nur die „echten“ Qataris dürfen auch die traditionelle Kleidung tragen, ein weißes dünnes Gewand mit dem markanten schwarzen Ring auf dem Kopf. Die beständigen Spannungen zwischen Native-Qataris und Gastarbeitern (aus den umliegenden arabischen Ländern, Indien und Bangladesch…), konnten auch wir innerhalb der teilnehmenden Qatari-Jungen spüren.
Obwohl wir nicht die Möglichkeit hatten eine Moschee zu besuchen, haben wir einiges an arabischer Kultur erfahren. Die Musik dort enthält kaum für Europäer angenehme Harmonien und Strukturen. Mädchen und Jungen wurden strikt getrennt: verschiedene Etagen im Hotel, verschiedene Busse, verschiedene Ausflüge. All das kam uns befremdlich vor und hat mich persönlich auch nach ein paar Tagen gestört. Das Essen war nach dem Motto: jeder aus jeder Ecke der Welt soll etwas finden, gestaltet.
Die Multiple-Choice Klausur sollten wir erstmals in der Geschichte der IJSO am Computer schreiben, die Laptops standen auch am Platz, allerdings ist bei Klausurstart das System zusammengebrochen. In den täglichen Zeitungen der IJSO stand allerdings nie etwas zu solchen Pannen. Diese und viele weitere Stellen haben uns gezeigt, dass das Image der Qataris einen hohen Stellenwert einnimmt und sie alles dafür tun, es zu bessern. Selbst die Austragung der Fußballweltmeisterschaft entstand im Gedanken, Qatar in der Welt bekannt und beliebt zu machen.
Wir, Richard Kirsch und Nico Enghardt haben zwei Bronzemedaillen für die MANOS mitgebracht. Alle im deutschen Team konnten sich über Medaillen freuen, 5 über Bronze, einer sogar über Silber.
Doch neben diesen Erfolgen wird uns die Reise vor allem als ein großartiges Erlebnis in Erinnerung bleiben, das ich nie vergessen möchte.
Die Reise hat mir klar gemacht, wie schön es sein kann, die Welt zu bereisen und wie wundervoll internationale Freundschaften sind. Ein kluger Mensch hat mal gesagt:
“Wenn ein Mensch einen Freund in einem anderen Land hat, und es genug solcher Freundschaften zwischen diesen zwei Ländern gibt, dann wird zwischen diesen Ländern immer Frieden herrschen.”
Schülerbericht von Nico Enghardt
Pressemitteilung der IJSO (pdf)