Vom 16. bis zum 23. Juli fand die 48. Internationale PhysikOlympiade in Yogyakarta, Indonesien, statt. Nahezu 400 Schülerinnen und Schüler traten an, um bei theoretischen und experimentellen Aufgaben um olympisches Edelmetall zu wetteifern.Die äußerst anspruchsvollen Klausuren wurden in diesem Jahr von einigen organisatorischen Pannen begleitet, so dass
die Olympionikinnen und Olympioniken unter erschwerten Bedingungen antraten. Das fünfköpfige deutsche Team konnte trotz dieser widrigen Umstände sehr gute Leistungen abrufen und fährt mit zwei Bronze- sowie drei Silbermedaillen nach Hause. Die Internationale PhysikOlympiade – kurz IPhO – bringt die besten Physiknachwuchstalente der Welt zusammen. Bei kniffligen Aufgaben stellen sie ihr Können unter Beweis und versuchen, einen der begehrten olympischen Medaillenränge zu erreichen. Bei der 48. IPhO ging es daher hoch her. 395 Schülerinnen und Schüler aus insgesamt 84 Ländern sowie etwa 200 Betreuer, 100 Jurymitglieder, Ehrengäste sowie unzählige Guides und Helfer waren an dem Wettbewerb beteiligt, dessen Ausrichtung im letzten Jahr aufgrund der Absage eines anderen Gastgeberlandes kurzfristig von dem indonesischen Bildungsministerium übernommen wurde.
Das deutsche Nationalteam bestand aus Pascal Reeck vom Wilhelm-Ostwald-Gymnasium (Leipzig), Christian Schmidt vom Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium (Dresden), Konstantin Schwark vom Carl-Zeiss-Gymnasium (Jena), Markus Zetto vom Leibniz-Gymnasium (Rottweil)
und Maurice Zeuner ebenfalls vom Carl-Zeiss-Gymnasium (Jena). Die Fünf haben sich bei der vierstufigen PhysikOlympiade in Deutschland unter gut 970 Schülerinnen und Schülern bundesweit durchgesetzt und anschließend intensiv auf den Wettbewerb vorbereitet. Nach Yogyakarta begleitet wurden sie von Dr. Stefan Petersen vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik an der Universität Kiel, das für die
Auswahl und das Training des Teams verantwortlich ist, sowie von Martin Krebs, einem ehemaligen IPhO-Teilnehmer, der aktuell im GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel forscht.
Im Zentrum der IPhO standen die beiden fünfstündigen Physikklausuren, eine experimentelle und eine theoretische. Die Organisatoren haben dafür spannende Themen ausgewählt: Bei den Experimenten ging es um die Untersuchung von Brechungsindexgradienten in einer Salzlösung sowie um die Anwendung einer magnetischen Falle zur Erdbeben- und Vulkanbeobachtung. Die drei theoretischen Aufgaben hatten dunkle
Materie, kosmologische Modelle und die Modellierung von Naturkatastrophen in Indonesien zum Gegenstand. Die Schwierigkeit der Aufgaben war ausgesprochen hoch. Leider waren die Aufgaben in diesem Jahr, anders als in den letzten Jahren, auch nicht perfekt vorbereitet und auf den Wettbewerb abgestimmt, so dass es in den Sitzungen der Teambetreuer einige Diskussionen gab, die unter anderem dazu geführt haben, dass eine ursprünglich angedachte theoretische Aufgabe abgelehnt wurde und ersetzt werden musste. Darüber hinaus hatten die Organisatoren mit technischen Problemen bei dem Drucken der Klausuren zu kämpfen. Die Papierversionen der in nächtlicher Arbeit von den Betreuenden übersetzten
experimentellen Klausuren sind nicht rechtzeitig fertig geworden, so dass die Klausur kurzfristig um einen Tag verschoben wurde. Auch die theoretische Klausur blieb von Pannen nicht verschont. Einige Schülerinnen und Schüler – zum Glück keine der deutschen – haben falsche Sprachversionen in ihren Umschlägen vorgefunden und teilweise auch auf Nachfrage nur eine englische Version erhalten – vielfach ein enormer Nachteil. Das ist in der Geschichte des Wettbewerbs bisher noch nicht vorgekommen. Um dieser außerordentlichen Situation gerecht zu werden, haben sich die Teambetreuenden entschlossen, in diesem Jahr keine Rangliste der Teilnehmenden zu veröffentlichen, sondern nur die erreichten Medaillenränge bekannt zu geben. Auch wenn damit der akademische Teil des Wettbewerbs mit sehr viel Reibung verbunden war, haben die Olympionikinnen und Olympioniken das Zusammenkommen mit Physikinteressierten aus aller Welt ausgiebig genutzt, um neue Kontakte zu knüpfen und bei dem Rahmenprogramm die vielfältige indonesische Kultur kennenzulernen.
Bei der abschließenden Preisverleihung am 23. Juli konnten sich jeder der deutschen Schüler außerdem über eine Medaille freuen: Je eine Silbermedaille ging an Christian Schmidt, Konstantin Schwark und Markus Zetto. Pascal Reeck und Maurice Zeuner errangen je eine Bronzemedaille. Damit liegt Deutschland im Medaillenranking im oberen Drittel der Teilnehmerländer. Das Team blickt auf eine ereignisreiche Woche zurück, die sicher in Erinnerung bleiben wird. Und trotz der Pannen mit den Klausuren muss man den indonesischen Ausrichtern großen Respekt für die kurzfristige Übernahme der Ausrichtung zollen. Wir hoffen natürlich, dass die 2018 in Lissabon, Portugal, ausgetragene 49. Internationale PhysikOlympiade ohne solche Zwischenfälle abläuft.